Verkehrssicherheitskampagne „Kinder sehen die Welt anders“

Kinder sehen die Welt anders

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und das Kuratorium für Verkehrssicherheit zeigen in einem dramatischen Video wie ein kleines Mädchen, das auf die Straße läuft, von einem Auto erfasst wird. Link zum Video

Vermutlich war ich nicht der einzige, der bei dem sehr drastischen Video zusammengezuckt ist. Und das war ja sicher auch die Absicht dieses Spots. Ganz harmlos und fröhlich beginnend und dann dramatisch endend.

Und wenn es beabsichtigt war, dass Autofahrer sich mit dieser Szene und mit Kindern im Straßenverkehr auseinander setzen, dann ist es gelungen. Die Dramatik dieser Szene ließ mich nicht ruhen und ich überlegte, was der betroffene Autofahrer oder ich selbst in dieser Situation hätte tun können.

Meine Antwort: nichts, der Fahrer ist ein Opfer, der mit großer Wahrscheinlichkeit wegen des Vertrauensgrundsatzes als Beschuldigter vor dem Richter stehen wird, etwa wie ein Verteidiger im Fußball, der im Strafraum aus kurzer Distanz an der Hand angeschossen wird und der Schiedsrichter auf „Elfer“ entscheidet. Beide, der Fahrer und der Fußballer haben keinerlei Einfluss auf das Geschehen und werden dennoch zum Täter. Das Video spricht auch nur den Autofahrer an und suggeriert, dass der Autofahrer allein diesen Unfall durch mehr Umsicht hätte verhindern können.

Das muss man als einer der angesprochenen und praktisch vorverurteilten Autofahrer entschieden zurückweisen.

Und wer ist der Täter, wenn der Autofahrer das Opfer ist?

Das Video spricht den falschen Adressaten an,

Kinder, die für den Straßenverkehr nicht ausreichend vorbereitet sind, müssen beaufsichtigt werden. Und genau diese Person, die das Mädchen hätte begleiten müssen, fehlt in diesem Video.

Und bitte nicht meinen, dass man Kinder in diesem Alter durchaus allein weggehen lassen kann. Vielleicht ist das vor 50 oder noch vor 20 Jahren möglich gewesen. Aber heute, in der komplexen Umgebung, ist das immer weniger möglich. Kinder brauchen länger, um verkehrstauglich werden, brauchen länger, um berufsfähig zu werden und wahrscheinlich auch länger, um überhaupt erwachsen zu werden. Nicht weil sie dümmer wären als früher aber sie werden einerseits entschieden anders behandelt als früher und anderseits wird die Umgebung zunehmend komplizierter und außerdem sie verharren länger in Ausbildung.

Im Video wird dieser Aufsichtsperson des Mädchens gar keine Aufmerksamkeit geschenkt, der Fokus liegt allein beim Fahrzeuglenker.

Was kann man tun?

Diesem Umstand könnte man in einem weiteren Video durchaus Rechnung tragen und auch Eltern, Großeltern und anderswie in der Kinderbetreuung tätigen Personen ihre Verantwortung vor Augen führen.

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