Woraus baut man ein Haus?

Aus dem Material, das einen umgibt. Die Inkas formten den Berg in eine Stadt um und verwendeten den Fels des Bergs als Baumaterial, um Transportwege zu vermeiden:

Before Machu Picchu

Um den Stephansdom zu errichten, musste man Steine vom Leithagebirge in Tausenden Fuhren transportieren. Hier ein Blick auf die riesigen Steinbrüche bei Mannersdorf, aus dessen Steinen der Stephansdom gebaut wurde.

Mannersdorf Leithagebirge Steinbruch 2010 10

Mit Steinen zu bauen ist mühsam und „steizeitlich“. Daher formt man schon seit 10.000 Jahren geformten Stein aus Ton, den Ziegel. Zunächst luftgetrocknet später (vor etwa 5.000 Jahren) gebrannt, daher auch Backstein genannt.

Von wo kommt der Rohstoff für den Ziegel?

Den Bodentypus im Wiener Raum nennt man „Wiener Tegel“ und um seine Herkunft zu verstehen, muss man schon ziemlich weit in der Erdgeschichte zurückgehen, in die Zeit, als sich im Wiener Becken noch ein tropisches Meer befand, die Parathesys, die mit dem heutigen Mittelmeer und östlich mit dem heutigen Persischen Golf verbunden war. Das heutige Wien lag mit dem Laaerberg und dem Wienerberg am Rand dieses Meeres. Das Wiener Becken war der Meeresboden.

Paratethys vor 17-13 Mio Jahren

Vor etwa 11 Millionen Jahren begann sich das Land zu heben, die Alpen falteten sich auf und das Meer wurden zur Pannonischen See, einem Binnengewässer.

Pannon-See vor 11 Mio Jahren

Am Meeresboden lagerten sich bis zu 1.500 Meter dicke Schlammschichten an, der so genannte „Wiener Tegel„, die Rohstoffbasis für die Ziegelindustrie. Der Schlamm ist ein feinkörniges Sediment, meist anorganische Partikel verschiedenster Mineralien, die Bächen und Flüssen in das Meer gespült wurden aber auch aus oder vermengt mit organischen Sedimenten. Dieser Wiener Tegel bildet die Grundlage für den Rohstoff des Ziegels.

Ton ist eine Art flüssiges Gestein, dessen Teilchen verformbar sind und keinen festen Fels bilden. Die Partikel sind kleiner als 2µm. Man spricht von Sand, wenn die Mineralkörnchen 60-2000 µm groß sind. Solange der Ton nicht gebrannt ist, ist er plastisch und quellfähig, sein Volumen nimmt mit steigendem Wassergehalt zu.

Ton wir seit ca. 10.000 Jahren luftgetrocknet als Baumaterial verwendet, seit etwa 3.000 Jahren v. Chr. wird Ton in großem Umfang zu Ziegeln gebrannt.

Diese geografische Nähe zum Rohstoff für den Hausbau begünstigte das Wachstum von Wien wegen den dadurch sehr kurzen Transportwegen. Darüber hinaus wurde der Winer Neustädter Kanal als Transportweg bis ins Stadtzentrum benutzt.

Um die Transportwege kurz zu halten, entstanden die Ziegeleien anfangs im Gebiet der heutigen Außenbezirke, also nördlich des Wienerbergs und mussten wegen des raschen Wachstums der Stadt auf das Gebiet südlich des Wienerbergs ausweichen. Nur die innerstädtische Ziegelei in Hernals blieb noch längere Zeit bestehen.

Mit dem Abbau des Tons wühlt man im Schlamm des Meeresgrunds der früheren pannonischen See. Hier ein Bild vom heutigen Abbau bei Wienerberger;