Das Schachbrett

Bei einem Besuch des letzten Wohnhauses von Mozart in der Domgasse 5 wurden wir auf den schachbrettartigen Boden im Vorzimmer aufmerksam gemacht:

Das Schachbrett als Erkennungsmerkmal eines Freimaurers.

Im Mozarts Zeit war es nicht ratsam, öffentlich Gedanken auszusprechen, die sich gegen den damalige Mainstream, die Lehrmeinung der Kirche und die Vormachtstellung des Adels richtete. Mozart gehörte der Freimaurer-Bewegung an, eine Gemeinschaft, die uneingeschränkten Gedankenaustausch unter den Mitgliedern („Brüdern“) – bis heute – ermöglicht.

In diese Gemeinschaft kann nur aufgenommen werden, der von einem Mitglied dazu eingeladen wird. Um sich auch außerhalb der „Loge“ als Freimaurer zu deklarieren, gab es eine Symbolik. Eines dieser Erkennungsmerkmale war ein Schachbrett, und schachbrettartige Muster. In Mozarts Wohnung ist im Vorzimmer ein Fliesenboden im Schachbrettmuster erhalten, ein Zeichen für seine Zugehörigkeit zu einer Loge.

Singen statt reden

Mozart hatte aber als Komponist auch eine weitere Möglichkeit, seine Gedanken auszudrücken, seine Musik.

Mozart schrieb sehr viele Musikstücke im Zeichen seiner Angehörigkeit zu einer Freimaurer-Loge. Die Krönung dieser Werke seine vorletzte Oper, die Zauberflöte, die voll von Freimaurer-Motiven ist.

Eine Handschrift in Mozarts Wohnung sagt: „Was in unseren Zeiten nicht erlaubt ist, gesagt zu werden, wird gesungen.“

Wurzeln der Menschenrechte

Die Ideen der Aufklärung wurden in den Freimaurer-Logen entwickelt und gepflegt. Unsere modernen Menschenrechte haben auch in diesen Ideen ihren Ursprung.

Kontrast

Wie wenig wir uns den damaligen Alltag vorstellen können, zeigt der Umstand, dass es in Mozarts Wohnung kein Badezimmer gab. Es gab nicht einmal etwas Ähnliches wie ein ländliches „Plumpsklo“. Nein, es gab einen Nachttopf („Scherbn“), der – egal wo – benutzt wurde und von der Dienerschaft einfach auf die Straße geschüttet wurde.

Links

Es ist nicht ganz unpraktisch, sich allgemein anerkannten Regeln zu unterwerfen, denn damit werden Menschen vorhersagbar und wir müssen nicht lange forschen, bis wir die Beweggründe unseres Gegenüber erkannt haben, weil wir davon ausgehen können, dass seine Grundsätze auch die unseren sind.

Allerdings enthalten alle diese Lebensgrundsätze die Gefahr, dass es wegen der Gleichschaltung der Gedanken zu wenig gesellschaftliche Entwicklung gibt. Beispiele finden wir in unserer eigenen Geschichte und in der Entwicklung in anderen Kulturkreisen zur Genüge.

Es erscheint aber trotz aller Ablehnung starrer Regeln in einem menschlichen Entwicklungsprozess nützlich zu sein, seine eigene Haltung zuerst Regeln folgend zu entwickeln, etwas so, wie der Nichtschwimmer mit einer Schwimmreifen beginnt, sich an das freie Schwimmen heranzutasten, bis man schließlich das Korsett der Regeln abwerfen kann, um von Fall zu Fall zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.

Ohne jede einzelne Regel überprüft zu haben, erscheinen viele auch fragwürdig zu sein, zum Beispiel die hier: „Du sollst nicht glauben“, auch wenn hier gemeint sein dürfte, dass man dem von Religionen geforderten Glauben nicht folgen soll, weil mit ganz wenigen Ausnahmen der konkreten persönlichen Erfahrung eigentlich immer auf das Für-Wahr-halten der Aussagen anderer angewiesen sind, wir ihnen also vertrauen müssen, auch in der Wissenschaft.

Die hier zusammengestellten „Regelwerke“ (zusammengetragen aus verschiedenen Internet-Quellen) sind also Angebote für alle, denen der archaisch-religiöse Einheitsbrei ein bisschen unzeitgemäß erscheint.

1 Adjunas 10 neue Gebote

  1. Denke!
  2. Schade niemandem und nichts, nur den Schädlingen!
  3. Alles, was nicht schadet, ist erlaubt.
  4. Kümmere Dich nicht um Dinge, die niemandem schaden, denn dann schadest Du anderen.
  5. Die Menschen sind nicht gleich, aber jeder hat gleiche Rechte.
  6. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sich und sein eigenes Handeln.
  7. Jedem gehört, was er sich erarbeitet hat, geschenkt bekommen oder geerbt hat.
  8. Seid nicht neidisch!
  9. Ein Mensch gehört niemandem, außer sich selbst.
  10. Es gibt keine Pflichten, außer den Pflichten, die man freiwillig eingegangen ist.

2 Gebote der Moderne

  1. Behandle jeden Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.
  2. Lüge nicht.
  3. Hintergehe Deine Freunde und Verwandte nicht.
  4. Morde nicht und füge keinem Menschen allgemein körperlichen Schaden zu.
  5. Sei nett zu Tieren.
  6. Denke, aber wenn es an der Zeit ist zu handeln, höre auf zu denken.
  7. Du bist nicht auf der Welt, um so zu sein wie andere Dich gerne hätten; also mach‘ aus Dir und Deinem Leben was Du möchtest.
  8. Wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.

3 Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus

  1. Diene weder fremden noch heimischen Göttern, sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion.
  2. Verhalte Dich fair gegenüber Deinem Nächsten und Deinem Fernsten.
  3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
  4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen.
  5. Befreie Dich von der Unart des Moralisierens.
  6. Immunisiere Dich nicht gegen Kritik
  7. Sei Dir Deiner Sache nicht allzu sicher. Zweifle auch am Zweifel.
  8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem Du Dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor Du eine Entscheidung triffst.
  9. Genieße Dein Leben, denn Dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Indem Du die Freiheiten genießt, die Du heute besitzt, ehrst Du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!
  10. Stelle Dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerten Ort machen woll(t)en!

Alain de Bottons Zehn Gebote für Atheisten

  1. Resilienz. Weitermachen, auch wenn alles düster aussieht.
  2. Empathie. Sich in der Vorstellung mit dem Leiden und den einzigartigen Erfahrungen einer anderen Person zu verbinden.
  3. Geduld. Ruhiger und nachsichtiger werden durch realistische Annahmen über den Lauf der Dinge.
  4. Opferbereitschaft. Ohne diese Kunst werden wir weder eine Familie gründen, noch jemanden lieben oder gar den Planten retten können.
  5. Höflichkeit. Sie ist eng verbunden mit der Toleranz, der Fähigkeit, auch neben Menschen zu leben, die vollkommen andere Ansichten haben.
  6. Humor. Wie die Wut entspringt auch der Humor der Enttäuschung, aber er kanalisiert diese Enttäuschung optimal.
  7. Selbsteinsicht. Sich selber kennen bedeutet, nicht andere für die eigenen Probleme und Stimmungen verantwortlich zu machen, zu verstehen, was in einem selbst vorgeht und was außerhalb.
  8. Nachsichtigkeit. Erkennen, dass das Zusammenleben mit anderen nicht funktionieren kann, wenn man nicht bereit ist, Fehler zu verzeihen.
  9. Hoffnung. Pessimismus ist nicht unbedingt tiefgründig, Optimismus nicht unbedingt seicht.
  10. Vertrauen. Vertrauen bedeutet nicht Arrgoanz, es basiert auf dem Bewusstsein, dass das Leben kurz ist und wie wenig wir letztlich verlieren, wenn wir alles riskieren.

5 Zehn Gebote für Atheisten

  1. Du sollst nicht glauben.
  2. Du sollst Dir kein Selbstbildnis machen und es Gott nennen.
  3. Du sollst keine Götter neben Dir dulden.
  4. Du sollst keinen Schöpfer haben.
  5. Du sollst Deine Kinder ehren und sie deshalb mit Gott in Frieden lassen.
  6. Sei gut, auch ohne Gott.
  7. Du sollst keine Götter neben der Wissenschaft haben
  8. Liebe Deinen Nächsten – ohne schlechtes Gewissen.
  9. Du sollst den Sabbat nicht ehren.
  10. Du sollst nicht knien als Schöpfer.

Immer wieder hört man von Menschen, die als „die Dummen“ apostrophiert werden – und man ist gegen diesen Schuldzuweisungsbazillus selbst nicht immun.

Es ist aber schwer zu bestimmen, wer die Dummen sind, denn beim Verstand glaubt jeder, genug zu haben. Also, daher ist man es selbst nicht.

Wenn es aber einfach „die Anderen“ sind, dann kann ich das auch nicht glauben, denn jeder ist für Andere ein Anderer. 

Also, wer sind die Dummen? 
Vielleicht sollte uns dieser Widerspruch dazu anleiten, es einfach zu unterlassen, andere als „dumm“ zu bezeichnen, sonst gerät man noch selber in den Verdacht, einer von „Ihnen“ zu sein.
Es gibt ein Gedicht, vielleicht ist es von Trude Marzik, jedenfalls wurde es von Heinz Conrads vorgetragen, welches diese Einschätzung der anderen am Beispiel eines Autofahrers, der diese in kritischen Situationen als „Trotteln“ apostrophiert, illustriert, treffend der Schlussreim, in dem der erzählende Beifahrer meint: „amoi mecht i mit an trottel foan“.