Im Teilbereichen, wie zum Beispiel bei der Goldenen Regel, sind sich die großen Religionen ziemlich einig.

Christentum

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. (Matthäus 7:12)

Sikhismus

Ich bin ein Fremder für niemanden und niemand ist ein Fremder für mich. (Guru Grant Sahib, S. 1299)

Zarathustrismus

Tue anderen nicht an, was dir schadet! (Shayast-na­Shayast 13.29)

Hinduismus

Tue anderen nichts an, was dir, wenn es dir selbst angetan würde, Schmerz verursachen würde. Dies ist die Essenz aller Moral. (Mahabharata 5.1517)

Judentum

Was dir selbst verhasst ist, tue deinem Nächsten nicht an. (Talmud, Shabbat 31 a)

Janaismus

Man sollte alle Lebewesen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. (Mahavira Sutrakritanga 1,11,33)

Islam

Keiner von euch ist wahrhaft gläubig, solange ihr nicht anderen wünscht, was ihr für euch selbst begehrt. (Der Prophet Muhammad, Hadithch)

Buddhismus

Behandle andere nicht auf eine Weise, von der du denkst, dass sie dich selbst verletzen würde. (Der Buddha, Udana-Varga 5,18)

Taoismus

Betrachte den Gewinn deines Nachbarn als deinen Gewinn und seinen Verlust als deinen Verlust. (Tai-shang Kang-ying P’ien)

Es ist nicht ganz unpraktisch, sich allgemein anerkannten Regeln zu unterwerfen, denn damit werden Menschen vorhersagbar und wir müssen nicht lange forschen, bis wir die Beweggründe unseres Gegenüber erkannt haben, weil wir davon ausgehen können, dass seine Grundsätze auch die unseren sind.

Allerdings enthalten alle diese Lebensgrundsätze die Gefahr, dass es wegen der Gleichschaltung der Gedanken zu wenig gesellschaftliche Entwicklung gibt. Beispiele finden wir in unserer eigenen Geschichte und in der Entwicklung in anderen Kulturkreisen zur Genüge.

Es erscheint aber trotz aller Ablehnung starrer Regeln in einem menschlichen Entwicklungsprozess nützlich zu sein, seine eigene Haltung zuerst Regeln folgend zu entwickeln, etwas so, wie der Nichtschwimmer mit einer Schwimmreifen beginnt, sich an das freie Schwimmen heranzutasten, bis man schließlich das Korsett der Regeln abwerfen kann, um von Fall zu Fall zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.

Ohne jede einzelne Regel überprüft zu haben, erscheinen viele auch fragwürdig zu sein, zum Beispiel die hier: „Du sollst nicht glauben“, auch wenn hier gemeint sein dürfte, dass man dem von Religionen geforderten Glauben nicht folgen soll, weil mit ganz wenigen Ausnahmen der konkreten persönlichen Erfahrung eigentlich immer auf das Für-Wahr-halten der Aussagen anderer angewiesen sind, wir ihnen also vertrauen müssen, auch in der Wissenschaft.

Die hier zusammengestellten „Regelwerke“ (zusammengetragen aus verschiedenen Internet-Quellen) sind also Angebote für alle, denen der archaisch-religiöse Einheitsbrei ein bisschen unzeitgemäß erscheint.

1 Adjunas 10 neue Gebote

  1. Denke!
  2. Schade niemandem und nichts, nur den Schädlingen!
  3. Alles, was nicht schadet, ist erlaubt.
  4. Kümmere Dich nicht um Dinge, die niemandem schaden, denn dann schadest Du anderen.
  5. Die Menschen sind nicht gleich, aber jeder hat gleiche Rechte.
  6. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sich und sein eigenes Handeln.
  7. Jedem gehört, was er sich erarbeitet hat, geschenkt bekommen oder geerbt hat.
  8. Seid nicht neidisch!
  9. Ein Mensch gehört niemandem, außer sich selbst.
  10. Es gibt keine Pflichten, außer den Pflichten, die man freiwillig eingegangen ist.

2 Gebote der Moderne

  1. Behandle jeden Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.
  2. Lüge nicht.
  3. Hintergehe Deine Freunde und Verwandte nicht.
  4. Morde nicht und füge keinem Menschen allgemein körperlichen Schaden zu.
  5. Sei nett zu Tieren.
  6. Denke, aber wenn es an der Zeit ist zu handeln, höre auf zu denken.
  7. Du bist nicht auf der Welt, um so zu sein wie andere Dich gerne hätten; also mach‘ aus Dir und Deinem Leben was Du möchtest.
  8. Wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.

3 Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus

  1. Diene weder fremden noch heimischen Göttern, sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion.
  2. Verhalte Dich fair gegenüber Deinem Nächsten und Deinem Fernsten.
  3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
  4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen.
  5. Befreie Dich von der Unart des Moralisierens.
  6. Immunisiere Dich nicht gegen Kritik
  7. Sei Dir Deiner Sache nicht allzu sicher. Zweifle auch am Zweifel.
  8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem Du Dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor Du eine Entscheidung triffst.
  9. Genieße Dein Leben, denn Dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Indem Du die Freiheiten genießt, die Du heute besitzt, ehrst Du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!
  10. Stelle Dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerten Ort machen woll(t)en!

Alain de Bottons Zehn Gebote für Atheisten

  1. Resilienz. Weitermachen, auch wenn alles düster aussieht.
  2. Empathie. Sich in der Vorstellung mit dem Leiden und den einzigartigen Erfahrungen einer anderen Person zu verbinden.
  3. Geduld. Ruhiger und nachsichtiger werden durch realistische Annahmen über den Lauf der Dinge.
  4. Opferbereitschaft. Ohne diese Kunst werden wir weder eine Familie gründen, noch jemanden lieben oder gar den Planten retten können.
  5. Höflichkeit. Sie ist eng verbunden mit der Toleranz, der Fähigkeit, auch neben Menschen zu leben, die vollkommen andere Ansichten haben.
  6. Humor. Wie die Wut entspringt auch der Humor der Enttäuschung, aber er kanalisiert diese Enttäuschung optimal.
  7. Selbsteinsicht. Sich selber kennen bedeutet, nicht andere für die eigenen Probleme und Stimmungen verantwortlich zu machen, zu verstehen, was in einem selbst vorgeht und was außerhalb.
  8. Nachsichtigkeit. Erkennen, dass das Zusammenleben mit anderen nicht funktionieren kann, wenn man nicht bereit ist, Fehler zu verzeihen.
  9. Hoffnung. Pessimismus ist nicht unbedingt tiefgründig, Optimismus nicht unbedingt seicht.
  10. Vertrauen. Vertrauen bedeutet nicht Arrgoanz, es basiert auf dem Bewusstsein, dass das Leben kurz ist und wie wenig wir letztlich verlieren, wenn wir alles riskieren.

5 Zehn Gebote für Atheisten

  1. Du sollst nicht glauben.
  2. Du sollst Dir kein Selbstbildnis machen und es Gott nennen.
  3. Du sollst keine Götter neben Dir dulden.
  4. Du sollst keinen Schöpfer haben.
  5. Du sollst Deine Kinder ehren und sie deshalb mit Gott in Frieden lassen.
  6. Sei gut, auch ohne Gott.
  7. Du sollst keine Götter neben der Wissenschaft haben
  8. Liebe Deinen Nächsten – ohne schlechtes Gewissen.
  9. Du sollst den Sabbat nicht ehren.
  10. Du sollst nicht knien als Schöpfer.

Immer wieder treten Propheten auf, die meinen, dass unser Leben, unsere Entscheidungen, unsere Handlungen, vielleicht auch nur Teile davon, „vorherbestimmt“ wären.

Woher kommt dieses Weltbild? Hat es einen Sinn, so etwas anzunehmen? Was sind die Folgen dieser Annahmen?

Meine Sichtweise für „Vorherbestimmung“ ist folgende:

Ja, wir sind vorherbestimmt und zwar durch die Umstände unserer Geburt.

  • Geografie: Kontinent, Land, Gemeinde…
  • Körper: Geschlecht, genetische Ausstattung, Körperbau, Haarfarbe, Augenfarbe…
  • Erziehung: Stellung in der Geschwisterreihe, Toleranz der Eltern, Schule, Kontakte, soziales Umfeld

Alles das können wir nicht wählen, hier sind wir determiniert und vorherbestimmt. Vorherbestimmt durch eine große Zahl von Zufällen, die schließlich den erwachsenen Menschen formen.

Nein, wir sind nicht vorherbestimmt, denn wir haben einen freien Willen.

Bereits mit den ersten Entscheidungen, die Kinder treffen vermögen, entstehen Individuen mit „freiem Willen“, die auf der Grundlage ihrer Sozialisation selbständige Entscheidungen treffen können. Wie „frei“ dieser Wille sein kann, hängt von der betreffenden Kultur (viele Jugendliche in islamischen Ländern haben keine Möglichkeit zur freien Partnerwahl) und natürlich auch von der Art der Erziehung ab. Je mehr sich Erziehung auf das absolut Notwendige beschränkt, desto freier können Jugendliche sich entfalten.

Wie groß ist der Anteil der Vorherbestimmung, wie groß der Anteil der freien Entscheidung?

Schwer zu sagen. Je mehr es jemandem gelingt, sich aus der kulturellen Umklammerung von Religion, Tradition usw. zu lösen, desto freier kann er seine Entscheidungen treffen. Ob aber all zu viel dieser Freiheit auch jeder sinnvoll nutzen kann, ist wieder eine andere Frage. Wahrscheinlich brauchen wir für eine ausgeglichene Persönlichkeit eine ausreichende Verankerung in (irgendeiner) Tradition, um sich risikofrei Neuem nähern zu können, eine Art „Basis“, die eben durch das Vorherbestimmte in uns gegeben ist.

Woher kommt die Ansicht, das Leben wäre vorherbestimmt?

Diese Ansicht kommt von der Annahme einer „Allwissenheit“, egal, wer oder was über eine solche verfügt. Allein, dass es möglich ist, alles in Vergangenheit und Zukunft zu wissen, führt zwangsweise zu der Ansicht, dass unser Leben und damit alle unsere zukünftigen Entscheidungen immer schon bekannt waren. Nicht unlogisch unter der Annahme eine allwissenden Instanz.

Wenn man mit dieser Ansicht nicht übereinstimmt, gibt es nur eine mögliche Konsequenz, nämlich die Voraussetzung für Vorherbestimmung, nämlich die „Allwissenheit“ infrage zu stellen.

Calvinismus

In unseren Breiten war es Johannes Calvin, der Reformator, der in seiner Prädestinationslehre die Meinung vertrat, dass unser Schicksal (damals ging es um das Seelenheil) bereits bei unserer Geburt festgelegt wird. Diese Lehre äußert sich dann im Alltag (speziell in den USA) in der Ansicht: „Reichtum ist gottgefällig“. Im Umkehrschluss heißt es sogar: „die Armen wären selber Schuld an ihrer Lage“. Das ist natürlich eine sehr praktische Deutung göttlicher Vorsehung, die Veränderungen in dieser gesellschaftlichen Situation (arm-reich) wenig nötig erscheinen lässt.

Protestantismus und Kapitalismus gehen daher in dieser Frage Hand in Hand und wirken sich wegen der starken Position des Kapitals auch auf unsere eigenen Vorstellungen aus, auch wenn wir mit amerikanischer Frömmigkeit („In God we trust“) wenig am Hut haben.

Dass es sich hier keineswegs um mittelalterliche Phantasien handelt, kann man immer wieder lesen. Hier zum Beispiel: http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/aktuell/2006_41_19_01.htm

Kismet

Es gibt aber auch eine zweite Interpretation von „Allwissenheit“ und das ist Kismet, die Interpretation von Schicksal in der muslimischen Welt. Die Rolle des Freien Willens ist dabei sehr eingeschränkt und führt zu einer Art Stagnation in der kulturellen Entwicklung. Allein durch die starke „Vorherbestimmung“ in der Erziehung, Ausbildung und Partnerwahl gibt es zu wenig Vielfalt um kulturelle Entwicklung zu ermöglichen.

Vorherbestimmung im Alltag

Wenn man mit jemanden, der an die Vorherbestimmung glaubt, über ein bestimmtes Ereignis diskutiert, dann ist man auf verlorenem Posten, weil man keinerlei Diskussionsspielraum hat.

Beispiel:

„Ich habe die Führerscheinprüfung bestanden“. „Ja, weil Dir das so bestimmt war.“ (Und nicht etwa, weil man viel gelernt hätte oder weil man zufällig die richtigen Fragen gestellt bekam.)

„Ich habe die Führerscheinprüfung nicht bestanden“. „Ja, weil Dir das so bestimmt war.“ (Und nicht etwa, weil man zuwenig gelernt hätte oder weil man zufällig die falschen Fragen gestellt bekam.)

Ganz egal, was passiert, es ist vorherbestimmt. Ein in der Beliebigkeit nicht zu überbietender Standpunkt. Ein Joker, der alles und nichts erklärt.

Daraus folgen eben die Extreme, dass man am gesellschaftlichen Wohlstandsgefälle nichts ändern darf, weil es gottgewollt, also vorherbestimmt ist (Gleichschritt zwischen Kirche und Kapitalismus) und der phlegmatische Standpunkt, dass man nichts ändern könne, weil eben alles schon festgelegt ist (Stagnation).

Fazit

Alles in unserem Leben, das vorgegeben ist und das wir nicht ändern können, ist vorherbestimmt, determiniert. Alles, was uns eine Wahlmöglichkeit bietet, gibt uns die Möglichkeit, und frei zu entscheiden. Auch das Ergebnis dieser Entscheidung wird wieder nicht frei von unserer Geschichte sein (sowohl der persönlichen als auch der kulturellen) aber wir können uns doch irgendwann auch gegen unsere eigene Abstammung wenden und sagen: „nein, ab heute werde ich den Worten derer da oben kritischer begegnen“.

Nicht alle haben die Freiheit dazu und hier sieht man gleich, dass es ein großes Glück ist, in einer Weltgegend geboren zu sein, in der man das sagen kann.

Warum tun Eltern das ihren Kindern an?

Kein Kind kommt als Christ, als Moslem oder Jude auf die Welt. Da muss man schon nachhelfen.
Eltern füttern ihre Kinder mit religiöser Muttermilch.

Warum tun sie das? 

Sie tun das, weil sie meinen zur religiösen Gruppe dazugehören zu müssen. Und wahrscheinlich liegen sie in Staaten, die nur wenig soziale Absicherung bieten, auf der sicheren Seite, weil die religiösen Gruppen diese Lücke füllen und der Staat ihnen diese Rolle auch gerne überlässt.

Auch eine kleine Gemeinschaft, wo jeder jeden kennt, wie die in einem Dorf, erzeugt einen Druck auf Familien, ihre Kinder in der ortsüblichen Religion zu erziehen, egal ob das eine der christlichen oder muslimischen Varianten ist. Einfach, weil die Familie nicht will, dass ihr Kind aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen wird, lässt die Eltern oft sogar zur Mutter Kirche zurückkehren, wie wir am Beispiel von Niki Lauda sehen.

Wie kann sich ein Kind später aus einer solchen Prägung befreien, wenn ihm unverrückbare Dogmen eingebläut worden sind?

Schwer!
Wie ein Hohn mutet an, dass man Kindern (je nach Land) zwischen 10 und 18 Jahren freistellt, sich für oder gegen eine Religion entscheiden zu können und nennt das Religionsmündigkeit.

Von wo soll ein Kind, das bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich in einem dieser Riten erzogen worden ist, in diesem jugendlichen Alter die Grundlagen für eine solche Entscheidung bekommen? Um zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen zu können, muss man doch über jede einzelne ausreichend informiert sein.

Am Beispiel der Amish-People kann man sehen, wie eine solche religiöse Früherziehung wirkt. Die Amish gewähren den Jugendlichen nach deren Erziehung zu einem Amish eine Phase der Freiheit ohne religiöse Verpflichtungen. Nach dieser Zeit kann der Jugendliche entscheiden, ob er eine andere Lebensform vorzieht oder doch ein Amish bleiben will. Es zeigt sich, dass je konservativer die Gruppe ist, desto mehr der Jugendlichen sich dafür entscheiden, ein Amish zu bleiben. Die „Bleiberaten“ betragen 40 (liberal) bis 95  (konservativ) Prozent.
Man muss bedenken, dass andere Religionen, wie zum Beispiel der Islam, eine solche Entscheidung gar nicht „im Programm“ haben, Es gilt das Motto: einmal Moslem, immer Moslem. 

Warum ist Religiosität in Europa nicht so wichtig?

Es gibt nur eine Region in der Welt, in der Humanismus und Aufklärung als rationale Alternativen zur irrationalen Religion angesehen werden. > Säkularisierung

In keiner anderen Region gab es eine derartige Herrschaft von Adel und Klerus, die aufgebrochen werden wollte. Die Kirchenspaltung im 16 Jahrhundert erforderte eine Gleichstellung der Kirchen, die in Österreich als Toleranzpatent im 18. Jahrhundert erfolgte. Die Überwindung des Adels brachte Revolutionen und Restaurationen und wieder Revolutionen und Weltkriege. Eine blutige Geschichte, die die Frage nach einem „gütigen Gott“ für viele Menschen endgültig beantwortet hat.

Religionslose sind nicht gleichgestellt

Vom Recht, zwischen Religionen wählen zu können zum Recht, auch keine Religion wählen zu müssen, ist es zwar kein weiter Schritt, und es gab in Österreich 2001 immerhin 12% Konfessionslose, mehr als evangelische und muslimische zusammen. Während aber in Österreich anerkannte Religionsgemeinschaften gefördert werden, können religionsfreie Menschen eine solche Förderung nicht beanspruchen.

Religionsfrei aber nicht wertefrei

Man kann Kinder religionsfrei aber nicht wertefrei erziehen. Religiöse Menschen haben die Befürchtung, dass mit Wegfall der religiösen Prägung ein Werteverfall stattfindet. Das ist aber nicht so, denn es gibt nie einen Werteverfall sondern immer nur einen Wertewandel. Der Wert, etwas zu tun, weil es in einem Buch steht nimmt an Bedeutung ab aber gleichzeitig wird es wichtiger, jede seiner Handlungen nach ihrer Wirkung für andere und für die Gesellschaft nach ethischen Regeln einzuschätzen.

Warum also nimmt die Religiosität weltweit zu?

In Staaten, die geringe soziale Sicherheit bieten, übernehmen religiöse Gemeinschaften dieser Rolle. Umgekehrt gilt, dass je mehr soziale Sicherheit ein Staat bieten kann, desto weniger wichtig werden diese religiösen Bindungen. 
Wenn also Staaten im Bereich der sozialen Absicherung der Bevölkerung sparen, begünstigen sie die Verbreitung der Religionen, die hier gerne in die Bresche springen. Das könnte auch der Grund sein, warum in den so hoch entwickelten USA Religiosität so wichtig ist, weil man dort vom Staat nicht viel erwarten darf.

Nun ist eben Europa jene Region, in der soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit eine große Rolle spielen und daher haben Europäer Vertrauen, dass sie im Falle eines Schicksalsschlags wie Krankheit, Arbeitslosigkeit nicht im Stich gelassen werden.

Nur das europäische Staatenmodell bietet den Menschen den notwendigen Rückhalt, den Religionen eine Absage erteilen zu können. 

Ein Fußballfan beschwört den Fußballgott, die Bayern mögen doch gegen Aachen verlieren, damit Gerechtigkeit in der Welt einkehre. Leider wurde dieser Wunsch nicht erhört, das Wunder ist ausgeblieben.

Das erinnert mich an ein Plakat der Caritas: das nur folgenden Text enthält, geschrieben von zittriger Hand eines alten Menschen: „Über die Abwesenheit Gottes. Er ist nicht hier. Er hört mir nicht zu. Meine Schmerzen sind ihm egal.“

Also eine viel bessere Übereinstimmung der Leiden der Menschen an sich und der Leiden der Fußballfans gibt es ja schon fast gar nicht.

Die Pointe ist aber, dass dieser Schriftzug beim Plakat mit roter Schrift durchgestrichen ist und daneben in roter Schrift ein Hinweis auf die Caritas und das Hospiz-Rennweg ist.

Es ist irgendwie unerhört, dass die Kirche diese letzte Botschaft eines sterbenden Menschen als falsch darstellt. Ich meine, man muss den Satz so stehen lassen wie er war:

Die Leistungen der Caritas und der Diakonie will ich damit nicht schmälern. Aber mit Gott hat das nichts zu tun. Gott ist in den meisten Fällen nur eine Parabel für Machtansprüche, die man nur nicht ausspricht. Eine Legitimation.

Imagine there’s no Heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today

Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace

You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one
Imagine no possessions
I wonder if you can

No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world
You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us
And the world will live as one

Stell Dir vor, es gibt den Himmel nicht,
Es ist ganz einfach, wenn du’s nur versuchst.
Keine Hölle unter uns,
Über uns nur Himmel.
Stell dir all die Menschen vor
Leben nur für den Tag.

Stell Dir vor, es gibt keine Länder,
Das fällt einem überhaupt nicht schwer.
Nichts wofür man töten oder sterben würde
und auch keine Religionen.
Stell Dir vor, all die Leute
leben ihr Leben in Frieden.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
Aber, ich bin nicht der einzige!
Und ich hoffe, eines Tages wirst auch Du einer von uns sein,
Und die ganze Welt wird eins sein.
Stell Dir vor, keinen Besitz zu haben!
Ich frage mich, ob Du das kannst.

Keinen Grund für Habgier oder Hunger,
Eine Bruderschaft der Menschen.
Stell Dir vor, all die Menschen,
Sie teilen sich die Welt, einfach so!
Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
Aber, ich bin nicht der einzige!

Und ich hoffe, eines Tages wirst auch Du einer von uns sein,
Und die ganze Welt wird eins sein.

John Lennon

Moslems meiden Schweinefleisch. Die oft genannten Gründe wie eine unsaubere Lebensweise der Schweine oder trichinöses Fleisch gehen auf Erklärungsversuche des Mittelalters zurück.

Zunächst muss man sich erinnern, dass dieses Verbot viel älter ist als der Islam, der es ja nur von den Juden übernommen hat. Auch andere Völker zuvor kannten das Schweinefleischverbot schon.

Man datiert seine Einführung auf die zeit 2000 v. Chr. In dieser Zeit und wahrscheinlich schon davor begann sich die Flora des Nahen Ostens grundlegend zu ändern von einem bewaldeten Land in Wüste. Der Grund war der enorme Holzbedarf den frühen Hochkulturen in diesem Raum. Das Schwein war Waldbewohner und ernährte sich aus dem Waldboden. Mit zunehmender Entwaldung verlor das Schwein seinen Lebensraum. Wollte der Mensch das Schwein als Haustier halten, musste er es füttern; das Schwein wurde demnach zum Nahrungskonkurrenten. Daher wurde das Schwein allmählich von Ziege und Schaf verdrängt, die viel genügsamer sind.

Aus der rein zweckmäßigen Verdrängung wurde ein religiöses Gebot, das dem Menschen in Zukunft ausreichend Nahrung sicherte. Eine sehr frühe und damals wahrscheinlich vernünftige Maßnahme gegen den damaligen Klimawandel.

Schweinefleischverbothttp://de.wikipedia.org/wiki/Schweinefleisch#ReligiCDBGse_Schweinefleischverbote

Es ist schon kurios zu beobachten, welch großen Bogen ausgewachsene Männer um unseren Labrador machen, als ginge von dem Hund eine große Gefahr aus. Es interessiert daher, woher diese Panik kommt; wie es möglich ist, erwachsenen Menschen eine solche Angst einzujagen. Diese irrationale Angst verlangt nach einer Erklärung.

Im Koran ist nichts Ablehnendes gegenüber Hunden zu finden. Es gibt Stellen im Koran, die auf die Nützlichkeit der Hunde als Jagdbegleiter hinweisen. Wie es dann zu der ablehnenden Haltung gegenüber Hunden gekommen ist, muss man eher auf die kulturelle Entwicklung und Interpretation der Lebensregeln zurückführen; etwa so:

Ein muslimisches Haus darf man nur gereinigt und ohne Schuhe betreten. Ein Hund kann diesen Ansprüchen nicht genügen, muss daher draußen bleiben. Es gibt aber umgekehrt Gebote im Koran, die vorschreiben, dass Tiere gut zu behandeln sind. Die Haltung des Hundes im Freien führt zu Problemen in der kalten Jahreszeit, weil sie diesen Sorgegeboten widerspricht. Und um diesem Widerspruch zu entgehen, verzichtete man freiwillig auf Hundehaltung. Dieser freiwillige Verzicht auf Hundehaltung mutierte langsam in eine Art religiöses Gebot, und man spricht daher heute vom „unreinen Hund“. Damit musste sich ein Moslem keine Gedanken mehr über die Hundehaltung machen, er geht Hunden aus dem Weg. Das Warum steht ja bei religösen Fragen nicht im Vordergrund.

Es ist ein bisschen so, wie bei einer roten Ampel. Man bleibt stehen, auch wenn gerade nichts kommt.

Hunde
http://de.wikipedia.org/wiki/Hund#Sonstiges

Diskussion
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20090503081829AAf4WkP

Gottesbegriffe finden sich in allen Kulturen. Gott scheint ein universelles Prinzip zu sein, fast so etwas wie ein Instinkt. Ist es wirklich ein Instinkt?

„Gott“ ist der erste Begriff des Menschen und daher so stark verwurzelt
Ich glaube nicht, dass „Gott“ ein Instinkt ist, es ist vielmehr der erste Begriff überhaupt, den Menschen gebildet haben, vielleicht gemeinsam mit dem „ich“. Alles, was danach kam, hat diesen Begriff zur Unkenntlichkeit tradiert und damit verschleiert.

Stellen wir uns die archaische Zeit vor. Blicken wir in Zeiten, für die wir keine geschichtliche Epoche nennen können und die die Bibel mit „Paradies“ umschreibt. In eine Zeit also, in der Menschen begonnen haben, sich vom Tier zu emanzipieren.

Es ist schwer, sich unsere gesamte kulturelle Evolution und alle unsere Begriffe wegzudenken. Vermutlich wächst auch Intelligenz mit der Begriffswelt und daher kann dieser Vormensch nicht mit heutigen Intelligenzformen verglichen werden. Unser Denken beruht auf einer Sprache aber zu jenen Zeiten gab es diese Sprache noch nicht. auch noch keine Begriffe.

Im Unterschied zum Tier erkennt der Mensch allmählich, dass er selbst Taten bewusst setzen kann. Er selbst bewirkt Veränderungen durch seine Aktivität und ist sich dessen bewusst. Wenn er selbst einen Ast abbricht, ist es sein Werk; er macht etwas, bewirkt etwas.

Dieses Ich ist ein sehr starker erster Begriff, der aber gleichzeitig einen zweiten Begriff erfordert, nämlich für alle jene Ereignisse, die sonst geschehen und die er selbst nicht macht. Er schließt, dass alle Dinge, die passieren, genau so passieren: dass sie jemand bewirkt so als würde er sie selbst machen, auch wenn er „Ihn“ nicht sieht. Das „Ich“ und „Gott“ entstehen daher als Prozess. Gleichzeitig. Wie stark muss daher derjenige sein, der den Baum (im Unwetter) umknickt.

Prinzipien wie Ursache und Wirkung sind noch nicht erfunden. Nur das „Ich bewirke was“ und „Andere Dinge, die geschehen, werden durch jemanden bewirkt“. Der Schluss: Alles, was ich nicht selbst mache, macht Er; wie immer man ihn bezeichnet. Gott eben.

Daraus könnte eine für uns gar nicht mehr nachvollziehbare Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Etwas entstanden sein.


Ich habe diese Überlegung im Jahr 2006 angestellt aber in der Zwischenzeit verworfen, weil alle uns erreichenden „Meldungen über Gott“ betreffen immer ein gesellschaftliche Gruppe und keine Einzelperson. Ein Einzelner, der über „Gottes Wirken“ berichtet, landet vermutlich im Irrenhaus. Heute würde ich „Gott“ einerseits als eine Massenpsychose bezeichnen, allerdings eine beabsichtigte, die es erlaubt Massen zu lenken. Auch tritt Gott als Rechtfertigungsmechanismus für Führungspersönlichkeiten auf.

Ist es nicht sonderbar, dass sich die, die Gott zitieren, diesen mit ihrer eigenen Meinung ausstatten? „Gott will es“, wie man schon im Mittelalter gesagt hat und wie es auch amerikanische Präsidenten gerne zitieren.

Wie können wir Gott erkennen? Durch die „Schöpfung“? Wenn er omnipräsent ist, allmächtig, wie könnte er sich uns besser darstellen als durch den Zufall?

Wenn man einen Menschen auffordert, einen Würfel zu imitieren und „Kopf“ und „Adler“ in einer zufälligen Reihenfolge zu nennen, sagen wir 100 Mal (und notiert diese Folge) und danach würfelt man wirklich oder man lässt einen Zufallsgenerator dasselbe tun (und notiert auch diese Folge), dann stellt man etwas Verblüffendes fest:

Man sieht auf einen Blick, welche der beiden Folgen der Mensch angesagt hat und welche die zufällige ist. Der Grund: der Mensch kann sich einfach nicht vorstellen, wie oft hintereinander „Adler“ (oder „Kopf“) kommen kann, wenn es sich um realen Zufall handelt.

Umgekehrt erscheinen deshalb dem Menschen bereits drei aufeinanderfolgende 6er beim Würfeln als ein „Wink von oben“, ganz zu schweigen davon, wenn mehrere Male eine kuriose Zahl in Erscheinung tritt. Und das kommt aus einer Sehnsucht nach Symmetrie, Regelmäßigkeit und Wiederkehr und das wieder kommt einfach aus unserem beschränkten Verstand, der sich in diesen vorhersagbaren Strukturen besser zurechtfindet als im Chaos.

Die Religionen vermuten Gott in der Regelmäßigkeit und Ordnung und nennen es „Schöpfung“.

Meine Theorie ist, dass es genau umgekehrt ist, dass nämlich der Zufall in der Welt ein Bote aus einer uns nicht bekannten Welt ist, denn er ist für uns durch nichts vorhersagbar und wir kennen seinen Ursprung nicht. Was allein wir wissen, dass er als einzige kosmische Größe gewissermaßen allmächtig ist, so, wie es religiöse Menschen gerne formulieren.

Warum soll das, was ohnehin durch den menschlichen Verstand erkennbar ist, göttlich sein? Vielmehr sollte es doch etwas sein, das wir gerade nicht verstehen können. Und das wäre der Zufall.

Die Menschen sind durch die Ordnung der Welt beeindruckt und sehen darin einen Gottesbeweis. Diese Prägung durch die religiösen Aussagen ist so stark, dass sogar ganz große Kaliber wie Newton und Einstein entgegen ihrer eigenen Erkenntnisse die Determiniertheit der Welt durch göttliches Wirken stärker bewerteten als ihre eigenen Erkenntnisse.

Newton war von der gegebenen Statik des Universums so stark gefangen, dass er die Konsequenzen seiner Erkenntnisse über die Gravitation auf das Universum negiert oder darüber nicht erkannt hat; bewusst oder unbewusst. Denn eigentlich hätte schon er sehen müssen, dass das Universum wegen der Gravitation keineswegs statisch sein kann und die von ihm erkannten Kräfte dazu führen müssen, dass die Sterne einander anziehen und alles in sich zusammenstützen müsste.

Einstein wieder hat auf der damals niedersten Stufe den zufälligen Zerfall beobachtet und weigerte sich anzuerkennen, dass „Gott würfelt“.

Nach meiner Ansicht ist die religiöse Prägung bei beiden noch so groß, dass sie die Welt und die Harmonie als das Göttliche erkennen und nicht gerade das, was überhaupt unsere Existenz ermöglicht: den Zufall.

Die Macht des Zufalls ist so groß, dass es unser Vorstellungskraft sprengt. Allmacht sozusagen.

Wir glauben an den Allmächtigen…