Es kann in der zweiten Klasse gewesen sein, als auf meinem Schulweg in einem Kellerlokal eine Pfadfindergruppe ihre Zelte aufschlug. Es war die Kolonne 7 des Österreichischen Pfadfinderbundes unter der Leitung von Karl „Charly“ Sacky, der mit seiner Frau (Spitzname „Balou“) und seiner Tochter Elisabeth diese Kolonne (das sind viele kleinere Gruppen von Wölflingen(etwa bis 10), Pfadfindern (etwa bis 18) und Rovern (ältere)) leitete.

Ich war in unserem Wohnhaus das einzige Kind und hatte in der Unterstufe sonst keine Freunde. Daher war für mich das Angebot der Pfadfinder interessant es kann in der dritten Klasse gewesen sein, dass ich dort hingegangen bin. Und tatsächlich lernte ich dort viele Freunde kennen, die aber allesamt aus mir bis dahin nicht bekannten Schichten stammten.

Ich kam gleich zu den Jungpfadfindern und musste mir die wichtigsten Kenntnisse eines Pfadfinders aneignen, um dann gemeinsam mit Teddy Hofer, Josef Franz und Gerhard Dekanovsky zum Pfadfinder gekürt zu werden. Wie genau das in der Pfadfindersprache heißt, weiß ich nicht mehr.

Man traf sich wöchentlich zu einem Gruppenabend; es gab Wissenswertes, Spiele und zum Abschluss und auch vor den Gruppenabenden Tischtennis.

An den Wochenenden ging’s hinaus in die Natur. Bevorzugtes Ziel war der Bierhäuslberg, denn den erreichte man mit der Straßenbahn. Man ging den Berg hinauf und folgte oft einer Spur, die eine erste Gruppe gelegt hat. Dann folgte der Abstieg über die Ruine Kammerstein zu den zahlreichen Steinbrüchen von Kaltenleutgeben, wo auch Lagerfeuer angezündet und Würtschen gegrillt wurden. Danach zur Wiener Hütte und zurück nach Rodaun.

Auch die Dreidärrischen Höhlen am Anninger waren immer wieder am Programm.

Es gab auch größere Fahrten, zum Beispiel einmal zu Ostern nach Gars am Kamp in eine Jugendherberge und dann auch einmal zu einem Bundeslager nach Eferding, wo der Bauernkriege gedacht wurde. Einmal waren wir auch am Wilhelminenberg, denn auch Professor König war Mitglied bei den Pfadfindern.

Ich erinnere mich auch an einen Wettkampf in verschiedenen Disziplinen bei der Wiener Hütte, ausgetragen unter allen Wiener Pfadfindergruppen.

In einem Sommer wurde auch ein Zeltlager am oberen Ende unseres Grundstücks in Kritzendorf veranstaltet.

Was ich damals nicht wusste, wer dieser Österreichische Pfadfinderbund eigentlich war. Es stellte sich nämlich im Nachhinein heraus, dass ich in eine Gruppierung geraten war, die keiner bestimmten Kirche nahe steht, ganz im Gegensatz zu den Pfadfindern Österreichs, die immer im Umfeld von Pfarren angesiedelt sind. Eine sympathische Sache.

Außerdem war und ist dieser Pfadfinderbund international nicht anerkannt, weil dort, beim internationalen Dachverband, nur ein Verband pro Land anerkannt wird. In Deutschland wird das elegant so gelöst, dass man einen eigenen deutschen Dachverband gründet, der Mitglied bei der internationalen Organisation wird und dem dann alle anderen nationalen Pfadfinder-Verbände beitreten. In Österreich ist der Wunsch zu einer solchen Lösung offenbar nicht stark genug.

Ich habe in der Pfadfindergruppe für einige Jahre eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gefunden, abgesehen vielleicht von den doch gegebenen paramilitärischen Einschlag.

Die Pfadfinder-Gruppe existiert übrigens heute noch im selben Lokal (Homepage).

Einen weiteren Berührungspunkt zum Pfadfinderbund ergab sich dadurch, dass dieser eine großes Grundstück in Höflein betrieb (und immer noch betreibt) und Familie Fukatsch aus Kritzendorf als Verwalter in dieser „Strandburg Silbersee“ arbeitete. Einige Male war ich in dieser Strandburg zu Gast.

Bilder zu meiner Pfadfinderzeit

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