Warum Studieren?

In meinem Fall war es die Neugier aber auch die Erkenntnis, nichts wirklich zu können.

Die Auslöser dazu reichten in die 4. Klasse Mittelschule zurück. Einige Klassenkameraden wechselten in HTLs, was ich wegen der damals zu schlechten Noten nicht schaffte.

Dazu kamen verschiedene Bastelversuche an Radios mit den ersten Transistoren.

Schließlich gab es noch die große Begeisterung meines Vaters für Radio und Fernsehen. Er selbst hatte nicht die erforderliche Ausbildung, es zu verstehen. Seine Welt war die Philatelie und er hatte dadurch eine gute Allgemeinbildung in österreichischer Zeitgeschichte. Aber er war kein Techniker. Dafür verstand er es, Dinge, die er in den Zeitungen und im Fernsehen sah und die ihn begeisterten ebenso begeistert zu schildern. Eine seiner Fragen war, wie denn über so große Distanzen zwischen einem Sender und unserem Fernsehempfänger Töne und Bilder übertragen werden können. Seine Fragen waren fast so etwas wie ein Auftrag an mich, das zu erlernen.

Meine Eltern haben mir dann das Studium ermöglicht. Gegen den Widerstand meiner Großmutter, die schon bei dem Schulwechsel in die Realschule skeptisch war, sich dann aber doch sehr freute, als ich die Matura schaffte. Aber das Studium, das fand sie, wäre nicht notwendig. Eine Stelle bei der Post, das war der Traumjob den sie für mich geplant hätte.

Anders als die Mittelschulzeit war das Studium nicht „straight forward“. Vielmehr wurde das Studium durch andere Aktivitäten unterbrochen und das waren:

1 Jahr Band „Scotties“

1 Jahr Band „Sunsets“

1 Jahr Grundwehrdienst

Daher verzögerte sich der Abschluss und das Studium dauerte statt fünfeinhalb ganze zehn Jahre. Gut, unter Abzug der außerordentlichen Aktivitäten aber 7 Jahre, das währen eineinhalb Jahre „overtime“. Eh nicht so schlecht.

Das eigentliche Rätsel, das sich mein Vater stellte, wie es nämlich dazu kommt, das man mit einem Stück Draht Bilder empfangen kann, konnte ich prinzipiell nachvollziehen. Wie aber die Kraftwirkungen von Feldern erklärt werden können, das beschränkte sich auf praktische Modelle, die zwar das Wie aber nicht das Warum erklären.

Erst in den letzten Jahren als ich einige populärwissenschaftliche Physik-Bücher las, kam ich langsam dahinter, wie sich Physiker heute diese Kraftwirkungen vorstellen. Man kann daher durchaus mit den klassischen Feldmodellen arbeiten, die Ursachen der Kraftwirkung wird erst im Reich der Bosonen und Fermionen klar.

Meine Großmutter hat meinen Studienabschluss leider nicht erlebt. Aber mein Vater muss aus dem Häuschen gewesen sein, denn da lungert ein junger Mann jahrelang in einem Gewirr von Drähten herum, ist nicht sehr mitteilsam, jedenfalls wollen Eltern wahrscheinlich immer mehr wissen, als sie erfahren. Über den Fortgang des Studiums hatten meine Eltern so gut wie keine Ahnung. Natürlich hat man sich immer wieder über das Erreichen von Etappenzielen gefreut aber durch die lange Dauer dürften bei den Eltern Zweifel über einen erfolgreichen Abschluss bestanden haben.

Die Freude war jedenfalls groß und es gab ein schönes Fest im klein gewordenen Familienkreis aber bereits mit meiner zukünftigen Frau und meinen Schwiegereltern.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar