Hilfe, Hofer hat keinen Schafkäse mehr!

Nun, der Titel „Notstand“ ist zugegebenermaßen „etwas“ übertrieben, aber dass man wegen eines fehlenden Grundnahrungsmittels aus dem Süden Wiens einen Ausflug nach „Mordor“ machen muss, ist doch etwas ungewöhnlich.

Mordor

„Mordor“ bezeichnete DieTagespresse scherzhaft die Bezirke in Transdanubien im Artikel „Neustrukturierung fixiert: Häupl präsentiert zukünftige Wiener Bezirke“.

Hofer

Hofer ist unser Nahversorger in der Gudrunstraße wo früher eine LÖWA, dann ein Zielpunkt waren. Wir kaufen dort fast alles, sogar Computer und – bis vor etwa einem Monat – den Gaflenzer Schafmischkäse.

Eröffnungstag der Hofer-Filiale Gudrunstraße am 13.10.2016.

Schafkäse

Silvia stammt aus dem Mostviertel. Sie verbrachte dort ihre Jugendjahre und gemeinsam verbrachten wir dort viele schöne Jahre bei den Schwiegereltern, quasi in einem Fünf-Sterne-Hotel. Einer dieser Sterne wurde wegen des in dieser Gegend üblichen Schafkäses verliehen. Diesen Schafkäse gibt es nur im Mostviertel.

Mostviertler Schafkäse ist ein Weichkäse und wird in etwa 15 cm langen Rollen mit etwa 5 cm Durchmesser hergestellt. Diese Rollen werden in Salzlake gelagert, damit sie nicht austrocknen. In dieser Salzlake bleibt der Käse leicht vier Wochen frisch.

Zwei Rollen Schafmischkäse in einer Salzlake mit einem Schutzgas luftdicht verpackt

Der Käse ist sehr mild und kalorienarm (ca. 180 kCal/100g). Gewürzt mit Pfeffer und Salz ist er eine kulinarische Spezialität, die man sich von Zeit zu Zeit gönnen sollte.

In unserem Fall hat der Schafkäse auch eine nostalgische Komponente. Immer, wenn ich den Käse zum Mittagessen vorbereite, erinnert mich das an die vielen schönen Jahre im Mostviertel.

Im März 2019 war Schluss

Wir waren es gewöhnt, beim Hofer zumindest einmal pro Woche Gaflenzer Schaf(misch)käse mit Mohnweckerln aus dem Backshop zu kaufen. Zuerst verschwanden die Mohnweckerln aus dem Angebot. Gut, nehmen wir halt Semmeln. Doch dann, Anfang 2019 war auch der Käse weg. Nach einiger Suche fanden wir den Käse im Wurstregal. Doch das waren schon Vorboten des nahenden Endes, denn irgendwann im März war der Käse vollständig aus dem Angebot verschwunden.

Gaflezer Hofheuriger

Da uns dieser Käse so nahe steht, wollten wir herausfinden, wo man ihn sonst bekommen kann. Die Bezirkszeitung berichtete über 8000 Stück Schafkäse für ganz Österreich. Also besuchten wir die Homepage des Gaflenzer Hofheurigen.

Homepage des Gaflenzer Schafmischkäse

Die gute Nachricht ist, dass es den Hersteller wirklich an der angegebenen Adresse gibt.

Herr Aschauer, der Firmengründer, der also ganz Österreich mit diesem Spitzenprodukt versorgt hat, war auch etwas erstaunt, dass der Käse in Wien nicht erhältlich ist und erklärte uns, dass die Belieferung des Großraums von Wien von drei Hofer-Auslieferungslagern erfolgt: Stockerau (Nord-Ost), Loosdorf (West) und Trumau (Süd) und er vermutete, dass nur der Süden Wiens dieses Lieferproblem hat.

Acht Auslieferungslager von Hofer; Wien-Süd wird von Trumau beliefert,

Am Kagraner Platz

Wir überprüften den Tipp von Herrn Aschauer und besuchten mit der U1 die Hofer-Filiale am Kagraner Platz, und tatsächlich, dort gibt es unseren geliebten Schafkäse noch, und wir haben uns gleich eine Ration für die nächsten Wochen mitgenommen.

Gaflenzer Schafkäse im Regal der Hofer-Filiale „Kagraner Platz“
Schafkäse-Ration für drei Wochen

Verarmung

Unser Schafkäse (und auch die Mohnweckerln) sind dem Kampf um jeden Zentimeter im Regal der Supermärkte zum Opfer gefallen. Eigentlich dachte ich dass unsere türkisch-stämmigen Mitbürger für einen höheren Absatz des Schafkäses sorgen würden, aber da haben wir uns offenbar getäuscht, so bevorzugen wahrscheinlich die härteren, südländischen Arten. Dieser Kampf reduziert die Vielfalt der Produkte und ist eigentlich bedauerlich.

Eine Bitte an Hofer

Wir wünschen uns einfach unseren Schafkäse aus Gaflenz zurück – und auch sonst etwas mehr Stabilität im Angebot.

Die Medienberichte sind voll von Berichten über schädliches Fastfood. McDonalds steht oft stellvertretend für eine ganze Branche und die Mitbewerber, andere Ketten aber auch Kebabs und Würstelstände sind froh, wenn die Breitseite der Kritik gegen den Platzhirschen abgefeuert wird.

Ich kann diese Kritik überhaupt nicht verstehen.

Seit etwa 22 Jahren besuche ich regelmäßig McDonalds-Restaurants. Ja, ich habe seither zugenommen aber mit diesen Besuchen hat das rein gar nichts zu tun. In diesen Jahren kann ich darüber berichten, dass diese Ketten außergewöhnlich lernfähig auf Änderungen in der Gesellschaft eingehen. Zum Beispiel wurden die Styroporverpackungen durch Kartons abgelöst, das eher nur ergänzende Salatangebot der ersten Jahre wurde durch eine viel größere Auswahl abgelöst und der früher wirklich kaum genießbare Kaffee ist fast schon einer aufkeimenden Kaffehaus-Kultur gewichen.

Wenn ich bein einem Würstelstand vorbeikomme, kann ich mich zwischen einem Würstel und einem anderen Würstel entscheiden.

Ich genieße es, beim Mäc einen Salat oder einen Veggie-Wrap und einen Orangensaft wählen zu können. während mein hungriger Sohn sich mit entsprechend mehr Kalorien eindeckt. Während bei ihm der Salat eine Ergänzung ist, ist er bei mir die Hauptmahlzeit und ich habe den Eindruck, dass ich dort durchaus in Einklang mit den Erkenntnissen der Nahrungs-Päpste essen kann.

Kann mich nicht erinnern, dass es dauernde Kampagnen gegen das Schweizer-Haus oder die Konditorei-Kette Aida geben würde obwohl diese Lokale mit ihren Speisen durchaus mit dem Ungesundheits-Faktor eines Mäc konkurrieren können.

Was soll das also?

Jeder kann um ein paar Euro Gemüse am Markt kaufen und sich in Salat ergehen. Eine freie Entscheidung. Noch ist ja ein Mäc kein Monopol.

Gesunde Ernährung ist nicht abhängig von den Gaststätten sondern von den Essgewohnheiten eines jeden Einzelnen.

Dasselbe Rindfleisch, das beim Mäc verteufelt wird, wird am Fleischpult der Supermärkte mit Gütesiegeln angepriesen. Warum werden die Pommes-Frittes beim Mäc verteufelt und im Gefrierschrank eines Supermarktes nicht? Wo bleiben da die Hüter der wahren Ernährungslehre?

Beobachten Sie einmal die Gäste in einem Mäc oder beim Tichy in Favoriten. Sie werden sehen, dass dort oft am selben Tisch dicke und dünne Menschen bei derselben „Sünde“ beisammen sitzen. Eigentlich hätte man sich erwartet, an diesen „sündhaften Orten überhaupt nur dicke Menschen anzutreffen, das ist aber nicht der Fall. Das eigene Körpergewicht hängt nicht davon ab, ob man zum McDonalds oder zum Tichy geht, sondern davon, welche Rolle Ernährung und Bewegung im Tagesablauf spielen.

Unter dem Motto: ich geh‘ zum Mäc und Du gehst zum Mäc. Warum bist Du dick?