Was ist „dumm“? Wie erkennt man es?

Wenn Du die Zitate am Ende studierst, wirst Du finden, dass schon allein die Bewertung eines Dummen als solchen dumm ist. Vielleicht sollen man besser von Dummheiten sprechen statt von dummen Menschen.

Ich behaupte, dass jeder – auf seine Weise – dumm ist. Das sagt uns schon das französische Sprichwort, dass jeder der Trottel eines anderen ist (siehe weiter hinten). Bevor wir uns gegenseitig „Dummkopf“ nennen, kehren wir einmal vor der eigenen Tür.

Stell Dir vor, Du gehst aus der Wohnung und hast die Autoschlüssel vergessen. Das merkst Du erst, wenn Du vor dem Auto stehst. Man selbst würde ja nicht sagen, dass das dumm war, es war nur eine Unachtsamkeit. Aber mit der Dummheit ist das ganz genauso. Man merkt sie erst, wenn man vor einem Problem scheitert. Dann nämlich muss man es sich eingestehen, dass es Hürden gibt, die man (ohne weiteren Einsatz von Zeit und Lernaufwand) nicht überwinden kann. In dieser Sache ist man offenbar dumm.

Aber es ist nicht möglich, sich in allen Lebensbereichen ein Gescheiter zu sein, in den allermeisten Fällen tut man gut daran, sich mit Profis zu verbünden und sich einzugestehen, dass die das besser können.

Wir scheitern weniger oft, wenn wir uns nicht auf Experimente einlassen, wenn wir also etwas Bekanntes wiederholen, statt uns auf etwas Neues einzulassen. Mit jeder Wiederholung von Bekanntem steigern wir die Routine und auch unser Selbstvertrauen – das Selbstvertrauen der Dummen.

Nehmen wir aber Herausforderungen an und beschreiten neue Wege, scheitern wir oft, denn Lernen ist keine einfache Sache, Lernen erfordert, dass man sich verändert und das ist eben anstrengend. Um den richtigen Weg zu finden, benötigt es oft vieler Versuche, die alle erfolglos sind – bis auf den letzten, den erfolgreichen. Aber dem Erfolg sind viele Misserfolge vorausgegangen, die Zweifel haben entstehen lassen – die Zweifel der Lernenden.

Gegenteil der Dummheit

Ich würde der Dummheit nicht unbedingt eine „Gescheitheit“ gegenüberstellen, sondern eher Lernbereitschaft, die dazu geführt hat, dass man in einer Sache kompetent geworden ist, man ist ja nicht a priori gescheit. Apriori ist man nur dumm. In den allermeisten Dingen sind wir alle dumm, nur in den ureigensten Spezialgebieten haben wir so etwas wie eine Ahnung.

Dumm ist, wenn jemand Dummes tut. Dummheit dürfte nicht an einen bestimmten Ausbildungsstand oder an hohe Intelligenz gebunden sein. Dumm kann jeder sein, auf jedem Niveau.

Dummheit und Intelligenz

Intelligenz kann nie schaden, oder doch? Wer weniger intelligent ist, aber auch „höhere Gipfel erklimmen“ will, muss sich dazu deutlich mehr anstrengen als seine intelligenteren Mitbewerber. Aber diese Anstrengung formt uns! Sie lehrt, dass man mit Anstrengung persönliche Grenzen überschreiten kann. Und so kann es passieren, dass der „Dümmere“ den Gipfel erreich und der „Intelligentere“ nicht.

Das hat auch mit Blondinenwitzen zu tun. Wer ein ansprechendes Äußeres besitzt, hat mehr Chancen. Das ist vielfach erwiesen, Er/Sie hat es nicht gelernt, für ein Ziel zu arbeiten, es ist ihm/ihr praktisch in den Schoß gefallen. Man könnte verkürzt sagen, dass ansprechendes Äußeres zur Dummheit verführt.

Ein tolles Filmdokument für den „Sieg der Dummheit über die Intelligenz“ sieht man in Staffel 6, Folge 6 „Teuflische Intelligenz“ der Columbo-Serie. In einem Club von Menschen mit einem hohen IQ passiert ein Mord und wurde von einem sehr intelligenten Menschen geplant und durchgeführt und man könnte der Meinung sein, dass eben diese überragende Intelligenz eine Aufklärung unmöglich macht. Columbo erklärt auch an einer Stelle, warum die Aufklärung dennoch möglich war, denn er könne sich eben mit Fleiß und Zeit Dinge erarbeiten, die ohne diesen Arbeitseinsatz nur den Hochintelligenten offen stehen.

Niemand ist ausgeschlossen

Es ist eine Eigenschaft der Dummheit, dass davon niemand ausgeschlossen ist, alle spielen auf irgendeine Weise mit – sogar Nobelpreisträger, wie man zuletzt am Beispiel von Peter Handke trefflich beobachten konnte. Unumstrittene Meisterwerke können neben größten Persönlichkeitsmängel in derselben Person zu Hause sein, wie man an den Interviews des Dichters ablesen kann. Die Intelligenz des wahrscheinlich berühmtesten Mathematikers des 20. Jahrhunderts, Kurt Gödel, reichte nicht aus, seinen Verfolgungswahn zu erkennen. Kurt Gödel verhungerte, aus Angst vor Vergiftung durch Speisen.

Was ist Dummheit?

Dummheit erster Art

Das Leben bietet uns laufend zu lösende Rätsel an, denen wir uns stellen müssen. Man ist also aufgefordert, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und dann danach zu handeln. Als dumm bezeichnet man jene, die diese Gesetzmäßigkeiten nicht erkennen. Dazu zählen dann auch alle Handlungen, die wegen dieser Fehlinterpretation gesetzt werden.

Dummheit zweiter Art

Jemand sucht und findet Gesetzmäßigkeiten, obwohl es keine gibt.

Peter R. Hofstätter

Diese Phänomen finden wir in der Esoterik, der Religion und es hat auch in einem Experiment seinen Niederschlag gefunden. In diesem Experiment werden Probanden aufgefordert, bei einem Glücksspielautomaten festzustellen, wie man zwei dort angebrachte Tasten betätigen muss, um zu einem höheren Gewinn zu kommen. Die Probanden stellen alle irgendeinen Zusammenhang her (offenbar weil ihnen das durch die Aufgabenstellung suggeriert wurde). Die Auflösung ist aber die, dass diese beiden Tasten mit dem Spiel überhaupt nicht in Verbindung stehen. Wir dürften also unser Weltbild mit Erklärungen ergänzen, die der Realität nicht entsprechen. Und wir stellen dabei Beziehungen zwischen Ereignissen her, zwischen denen keinerlei Beziehung besteht.

Dummheit und Selbstvertrauen

Interessanterweise besteht ein direkter, statistischer Zusammenhang zwischen diesen beiden Eigenschaften. Für diese – wahrscheinlich schon sehr alte Erkenntnis – gab es im Jahr 2000 sogar den Ig-Nobelpreis im Bereich Psychologie. (Dunning-Kruger-Effekt)

Das Selbstvertrauen, dass ein Unwissender aufbaut ist aber auch gleichzeitig ein Hindernis zur Überwindung dieses Unwissens.

Es gibt immer wieder Neues zu erlernen, sei es Facebook, ein Fahrkartenautomat, ein Führerschein oder ein Smartphone. Und natürlich gibt es Menschen, die diesen Neuerungen nicht gewachsen sind und scheitern.

Aber es gibt auch jene, die eine Neuerung ablehnen, weil sie aus Bequemlichkeit den Lernaufwand scheuen oder weil sie sich eingestehen müssten, etwas nicht zu wissen und diese Eingeständnis ihr Selbstvertrauen vermindern würde. Dann passiert es, dass sie dieses Neue als blöd hinstellen; man brauche das nicht, und daher müsse man sich keine Gedanken darüber machen.

Zitatsammlung

„Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher und die Gescheiten so voller Zweifel sind.“

Bertrand Russell

„Streite dich nie mit einem Dummkopf; es könnte sein, dass die Zuschauer den Unterschied nicht bemerken.“

Mark Twain

„Die Herrschaft der Dummen ist unüberwindlich, weil es so viele sind und ihre Stimmen genauso zählen wie unsere.“

Albert Einstein

Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“

René Descartes

„Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht.“

Anselm Feuerbach

„Warum muß der Gerechte so viel leiden auf Erden? Warum muß Talent und Ehrlichkeit zugrunde gehen, während der schwadronierende Hanswurst sich räkelt auf Pfühlen des Glücks und fast stinkt vor Wohlbehagen?“

Heinrich Heine

Robert Musil benennt das Paradox, dass jeder, der über Dummheit spricht, voraussetzt, über den Dingen zu stehen, also klug zu sein, obwohl genau diese Anmaßung als Zeichen für Dummheit gilt. Über die Dummheit (Rede 1937)

Robert Musil

„On est toujours le con de quelqu’un.“ (Man ist immer der Trottel eines anderen.)

Jean Dion

Die Leut‘ san alle deppert, außer mir.

Georg Danzer

„Extreme Ansichten stammen oft von Menschen, die das Gefühl haben, komplexe Themen besser zu verstehen als sie es tun.“

Philip Fernbach

Es gibt ein Gedicht, vielleicht ist es von Trude Marzik, jedenfalls wurde es von Heinz Conrads vorgetragen, welches diese Einschätzung der anderen am Beispiel eines Autofahrers, der diese in kritischen Situationen als „Trotteln“ apostrophiert, illustriert, treffend der Schlussreim, in dem der erzählende Beifahrer meint: „amoi mecht i mit an trottel foan“.

Heinz Conrads feat. Trude Marzik

Diskutiere nie mit Idioten! Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung! Warum viele radikale Gentechnikgegner ahnungslos sind

Dunning-Kruger-Effekt

Der mit dem IG-Nobelpreis ausgezeichnete „Dunning-Kruger.Effekt bezeichnet die systematische fehlerhafte Neigung relativ inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen.

Die nachgewiesene Korrelation zwischen (übersteigertem) Selbstvertrauen und Inkompetenz veranlasste mich, den Dunning-Kruger-Effekt im Alltag zu testen. Natürlich muss man berücksichtigen, dass ein statisch nachgewiesener Zusammenhang vorliegt und es daher Fälle geben kann, bei denen dieser Zusammenhang nicht so klar ist. Aber im Großen und Ganzen bestätigen die Einzelbeobachtungen diesen Effekt.

Die aktuelle Corona-Situation und die damit einhergehende gesellschaftliche Polarisierung erlaubt es, diesen Effekt „großflächig“ zu beobachten. Ob Menschen nun durch einen Gruppendruck oder durch eigene Überzeugung ein Entwurmungsmittel einer Impfung vorziehen, ändert nichts an der Dummheit ihrer Selbstmedikation. Wir alle Nicht-Mediziner und Nicht-Virologen sind – so wie die selbsternannten Mediziner – ahnungslos, was die Wirksamkeit von Maßnahmen betrifft, aber wir folgen der aktuellen Lehrmeinung. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung meint aber zu wissen, dass ein vom Oberschwurbler Kickl empfohlenes Entwurmungsmittel für Pferde eine geeignete Maßnahme gegen ein Virus sei. Prompt landen jene, die eine Überdosis geschluckt haben, im Krankenhaus.

Die Impfgegnerschaft folgt keiner einheitlichen Argumentation. Wichtig scheint aber bei allen Behauptungen zu sein, dass man meint, über exklusives Wissen zu verfügen, was ein starkes Kollektiv der Gruppe der Gegner führt, auch wenn ihre individuellen Motive verschieden sind. Die Impfgegner sind einerseits „Dumme erster Art“, weil sie grundlegende Zusammenhänge – zu ihrem Nachteil – leugnen, zum Beispiel also den Zusammenhang zwischen Impfung und den damit verbundenen Schutz. Gleichzeitig stellen sie Zusammenhänge her, die an Unwahrscheinlichkeit nicht zu überbieten sind. Dabei findet sich Bill Gates in einer Doppelrolle, denn einerseits unterstellt man, dass er bei jeder Impfung einen Chip injiziert, ohne sich zu überlegen, wie das im Detail funktionieren kann, anderseits soll er aber auch für die Manipulation des Impfstoffs verantwortlich sein, was dazu führen soll, dass die Geimpften nach einiger Zeit versterben, was wieder dem Plan folgt, die Zahl der Menschen am Planeten aus Gründen des Klimaschutzes zu reduzieren.

Ich habe es zwar nicht selbst gemacht aber oft miterlebt, dass meine älteren Verwandten am Abend zusammengesessen sind, um das Tischerl-Orakel zu befragen. 

Jemand in der Runde stellte laut eine Frage und das Tischchen sollte für die Antwort „ja“ zum Beispiel einmal und für „nein“ dreimal klopfen. Es gab auch Fragen, die sich einer der Teilnehmer nur dachte (etwas sehr Persönliches etwa, was nicht alle wissen sollten). 

Es war sicher kein Taschenspielertrick irgendeines der Teilnehmer dabei, dazu haben die TeilnehmerInnen zu oft gewechselt und alle wollten sie nur etwas über sich, die Vergangenheit oder die Zukunft erfragen. Es waren vorwiegend Frauen beteiligt. 

Ich habe mich oft gefragt, warum sich der Tisch bewegt und die plausibelste Antwort ist folgende: Es muss eine gewisse Bereitschaft der Beteiligten vorhanden sein, an die Möglichkeit eine Bewegung zu glauben (und sie daher nicht versuchen, eine stattfindende Bewegung willentlich zu unterbinden). Wer immer in der Runde eine unbewusste Bewegung der Hände auslöst, die den Tisch nur unmerklich beeinflusst, diese Bewegung dürfte von den Teilnehmern unbewusst verstärkt werden, weil sie ja von allen gewollt ist. Aber niemand würde sagen, er habe die Bewegung ausgelöst, er hat nur einer bestehenden Bewegung nachgegeben. Das Bewusstsein dürfte uns in dieser Situation einen Streich spielen. Es kommt zu einer Art  kollektiven Handlung ohne persönliches Handlungsbewusstsein. 

Dass es sich aber um unerklärliche Phänomene handeln würde, das glaube ich nicht.

Die Antworten des Tisches interpretierte meine Mutter so: sie war sicher, dass der Tisch mit seinen Antworten, die Gefühle, die Wünsche, das Wissen der jeweils „stärksten“ Person widerspiegelt. Und war auch die Person, zu der sich das Tischchen geneigt hat. 

Eine wahre Begebenheit war folgende: in den Kriegsjahren war die wichtigste Frage, wann denn die Männer vom Fronteinsatz zurückkommen würden. Normalerweise hätte der Tisch die Anzahl der Monate oder Wochen durch mehrmaliges Neigen angezeigt, doch er blieb still. Erst als man nach Tagen fragte, neigte sich der Tisch ganz leicht. Man beendete zornig die Sitzung. Die Überraschung war aber, dass tatsächlich der Mann meiner Tante am nächsten Morgen vor der Tür stand, also nicht einmal einen Tag später, so wie es das Tischchen angezählt hat.

Wie man das nun interpretieren will, als Wunschdenken, Zufall oder eine Art Geschenk an die Tante (weil jemand in der Runde durch ein zufällig entgegengenommenes Telefonat oder durch einen anderen Soldaten vom bevorstehenden Heimaturlaub erfahren hat und die Tante damit überraschen wollte), das liegt natürlich im Dunkeln.

Aber wichtig ist, dass die Beteiligten an die Möglichkeit an einer Bewegung glauben und es auch zulassen. Meine Großmutter war ganz groß in dieser Disziplin. Sie fühlte sich für den Tod ihres Kindes im Ersten Weltkrieg verantwortlich und wollte über den Tisch Antworten auf diese und andere Fragen: bin ich schuld oder nicht? 

Ja und mein Großvater, ein großer Kritiker der ganzen Sache, hat sich als Hersteller eines extrem leichten und sehr hohen Tisches beteiligt. Als aber einmal dieser Tisch – der übrigens auch auf einem Bein tanzen konnte – nicht verfügbar war, hat es einen Ersatztisch gegeben, und mit dem hat es auch funktioniert, vielleicht nicht so elegant.

Das alles erlebte ich vor etwa 50 Jahren, als diese Welt meiner Verwandten noch existierte. Der Realismus der Jetztzeit lässt solche Freizeitbeschäftigungen nicht mehr zu. Ich beschäftige mich in diesen Tagen damit, die Stimmen meiner Eltern, die sich auf manchen Tonbandaufnahmen finden, zu archivieren, um noch einen kleinen Blick auf diese Zeit zu erhalten.