Gottesbegriffe finden sich in allen Kulturen. Gott scheint ein universelles Prinzip zu sein, fast so etwas wie ein Instinkt. Ist es wirklich ein Instinkt?
„Gott“ ist der erste Begriff des Menschen und daher so stark verwurzelt
Ich glaube nicht, dass „Gott“ ein Instinkt ist, es ist vielmehr der erste Begriff überhaupt, den Menschen gebildet haben, vielleicht gemeinsam mit dem „ich“. Alles, was danach kam, hat diesen Begriff zur Unkenntlichkeit tradiert und damit verschleiert.
Stellen wir uns die archaische Zeit vor. Blicken wir in Zeiten, für die wir keine geschichtliche Epoche nennen können und die die Bibel mit „Paradies“ umschreibt. In eine Zeit also, in der Menschen begonnen haben, sich vom Tier zu emanzipieren.
Es ist schwer, sich unsere gesamte kulturelle Evolution und alle unsere Begriffe wegzudenken. Vermutlich wächst auch Intelligenz mit der Begriffswelt und daher kann dieser Vormensch nicht mit heutigen Intelligenzformen verglichen werden. Unser Denken beruht auf einer Sprache aber zu jenen Zeiten gab es diese Sprache noch nicht. auch noch keine Begriffe.
Im Unterschied zum Tier erkennt der Mensch allmählich, dass er selbst Taten bewusst setzen kann. Er selbst bewirkt Veränderungen durch seine Aktivität und ist sich dessen bewusst. Wenn er selbst einen Ast abbricht, ist es sein Werk; er macht etwas, bewirkt etwas.
Dieses Ich ist ein sehr starker erster Begriff, der aber gleichzeitig einen zweiten Begriff erfordert, nämlich für alle jene Ereignisse, die sonst geschehen und die er selbst nicht macht. Er schließt, dass alle Dinge, die passieren, genau so passieren: dass sie jemand bewirkt so als würde er sie selbst machen, auch wenn er „Ihn“ nicht sieht. Das „Ich“ und „Gott“ entstehen daher als Prozess. Gleichzeitig. Wie stark muss daher derjenige sein, der den Baum (im Unwetter) umknickt.
Prinzipien wie Ursache und Wirkung sind noch nicht erfunden. Nur das „Ich bewirke was“ und „Andere Dinge, die geschehen, werden durch jemanden bewirkt“. Der Schluss: Alles, was ich nicht selbst mache, macht Er; wie immer man ihn bezeichnet. Gott eben.
Daraus könnte eine für uns gar nicht mehr nachvollziehbare Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Etwas entstanden sein.
Ich habe diese Überlegung im Jahr 2006 angestellt aber in der Zwischenzeit verworfen, weil alle uns erreichenden „Meldungen über Gott“ betreffen immer ein gesellschaftliche Gruppe und keine Einzelperson. Ein Einzelner, der über „Gottes Wirken“ berichtet, landet vermutlich im Irrenhaus. Heute würde ich „Gott“ einerseits als eine Massenpsychose bezeichnen, allerdings eine beabsichtigte, die es erlaubt Massen zu lenken. Auch tritt Gott als Rechtfertigungsmechanismus für Führungspersönlichkeiten auf.
Ist es nicht sonderbar, dass sich die, die Gott zitieren, diesen mit ihrer eigenen Meinung ausstatten? „Gott will es“, wie man schon im Mittelalter gesagt hat und wie es auch amerikanische Präsidenten gerne zitieren.