In meinen beiden ersten Lebensjahren arbeitete mein Vater als Kartonagenvertreter bei Firma Winter und meiner Mutter im Geschäft meiner Großmutter in der Grillgasse 38. Ich selbst habe aber meine Großmutter nicht mehr im Geschäft gesehen, weil sie die Strecke nicht mehr zu Fuß zurücklegen konnte. Daher führte meine Mutter zu letzt das Geschäft alleine.
An die erste Wohnung meiner Eltern in der Sedlitzkygasse 14 kann ich mich nicht erinnern, wahrscheinlich, weil ich die meiste Zeit bei meinen Großeltern in der Lorystraße 17/7 verbracht habe. Aber nach kurzer Zeit sind die Eltern in die Wohnung der Großeltern gezogen sein und haben etwa ein Jahr dort gemeinsam gewohnt. Es war ziemlich eng. Jede Familie hatte ein Zimmer, es gab eine Badewanne mit Gastherme, einen Stahlofen und einen Gasherd mit Stadtgas, alles zusammen in einer Wohnküche.
Gleichzeitig mit diesem Umzug hat mein Vater auch seinen Beruf als Kartonagenvertreter aufgegeben und ist als Geschäftsführer ins Geschäft der Großmutter gewechselt. Ich erinnere mich an eine Einladung bei Herrn Winter, dem Chef meines Vaters in ein Gartenhaus. Bei dieser Begegnung dürfte sich mein Vater von Firma Winter verabschiedet haben. Er muss in dieser Firma sehr geschätzt gewesen sein und gehörte fast zur Familie. Herr Winter hat nämlich meinen Eltern im Jahr 1950 eine verspätete Hochzeitsreise nach Venedig bezahlt und ist mit seiner Frau auch selbst mitgefahren.
Als erste gravierende Veränderung im Leben ist mir der Umstand in Erinnerung, dass die Nachbarin auf Tür 8, Frau Koubek plötzlich an Angina Pectoris gestorben ist und dass meine Großeltern die frei gewordene Wohnung meinen Eltern geschenkt haben. Bei dieser Gelegenheit wurden die beiden Wohnungen mit einer kleinen Tür verbunden. Das Stahlrohr-Klappbett aus dem elterlichen Schlafzimmer wurde in der neuen Wohnung aufgebaut und damit gab es jetzt einen echten Wohnraum, der hauptsächlich zu Feiertagen benutzt wurde, denn das ständige Beheizen mit einem Kanonenofen war ziemlich mühsam.
In unserer Familie wurde bis zu meinem Eintritt in die Realschule ausschließlich Tschechisch gesprochen.
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