Juli 1961
In der dritten Klasse war ich wieder für ein Pionierlager in der CSSR angemeldet. Auf das erste, in der dritten Klasse Volksschule, kann ich mich nicht mehr so genau erinnern.
Dieses Pionierlager war in Křižanov bei Brünn; der genaue Name war „KŘIŽANOV MEZINÁRODNÍ PIONÝRSKÝ TÁBOR MÍR“ (Křižanov internationales Pionierlager Frieden). An dieses zweite Pionierlager habe ich mehr Erinnerungen. Ich weiß, dass wir in länglichen Baracken gewohnt haben, mein engster Freund war „Langer“, ein Mitschüler in der Schule am Sebastianplatz. Er schlief neben mir.
Es ging militärisch zu. Tagwache, Morgensport, Waschen, gemeinsames Frühstück in einem großen Haus, danach Fahnenparade mit Befehlsausgabe, danach Bettenkontrolle und je nach „Tagesbefehl“ verschiedene Aktivitäten in der Natur.
Die nachfolgende Landkarte zeigt die Gegend wie sie heute ist. Man erkennt die damaligen Baracken und das Hauptgebäude. Der Teich war unser Badeplatz.
Diese Anlage existiert nicht mehr in dieser Form, auf der Google-Karte sieht man am ehemaligen Appell-Platz einen Tennisplatz, außerdem gibt es jetzt einen direkten Seezugang.
Die folgenden Bilder stammen von einem Auktionshaus, die um etwa 40 Kronen zur Auktion angeboten worden sind und die das Pionierlager in der damaligen Anordnung zeigen.
Am ersten Bild sieht man oben das Zentralgebäude, links und rechts nach unten abfallend kleine dunkle Baracken, die Wohngebäude. Links für die Mädchen, rechts für die Burschen.
Am zweiten Bild sieht man im Vordergrund eine Baracke mit einer kleinen Veranda, und den Weg zum Appellplatz mit den Fahnenmasten. Ich rätsle, welche Fahnen damals hochgezogen wurden. Sicher die tschechische und wahrscheinlich auch die österreichische. Ob auch eine russische dabei war, weiß ich nicht mehr. Platz wäre gewesen, denn es waren ja drei Masten.
Sehr gut war der Schwimmunterricht. Ich konnte zwar schon schwimmen, habe dort aber gelernt, dass das Atmen, die Angst und der Kopf unter Wasser die wesentlichen Sachen beim Schwimmen sind. Wir haben auch aus den Rinden der mächtigen Kiefern Boote gebastelt, einen Maskenball gab es auch.
Die Umgebung war herrlich; viele Teiche, Kiefernwälder.
In diesem Alter haben wir wenigen Wiener bereits geahnt, was das ist, „Kommunismus“. Es gab eines Tages den Tagesbefehl „Erdäpfelkäfer klauben“. Wir haben uns trotzig diesem Befehl widersetzt, weil es in unserem Land unüblich wäre, kollektive unbezahlte Arbeit zu leisten. Es gab schließlich einen Kompromiss, dass wir mit allen anderen mitfuhren. Da wir dann aber sahen, mit welcher Effektivität hier Käfer gesucht werden, haben wir uns dem Arbeitskommando schließlich doch angeschlossen.
In den letzten Tagen meines Aufenthalts bekam ich eine Angina, wechselte in die Krankenstation und bekam Antibiotika. Lang hat dieser Zustand aber nicht gedauert und ich fuhr dann nicht mit allen anderen wieder zurück nach Wien sondern wurde von meiner Tante Šťepánka/Stefanie, die in Jindřichův Hradec/Neuhaus wohnte, abgeholt.
August 1961
Ich verbrachte einige Tage mit meiner Cousine Marcela und meinem Onkel Bohumír/Gottfried und meiner Tante an dem idyllischen Teich Ratmírovský rybník, gegenüber vom Ort Velký_Ratmírov. Die Hütte hieß „smrčková chata“. Ein Firmenauto des Onkels hat uns bei dieser Hütte „ausgesetzt“ und wahrscheinlich auch wieder abgeholt. Die Einmaligkeit dieser Aktivität war, dass es ein Familienurlaub war, etwas, was ich bis dahin noch nicht erlebt habe. Die einzige Möglichkeit, etwas einzukaufen, war eine Kanufahrt in eines von zwei Dörfern am See. Einfachste Läden, in denen man nur das Notwendigste kaufen konnte.
Hier ist die Landkarte dazu und unsere Einkaufswege.
Meine Tante brachte mich danach in die Stadt „Tábor“, von wo ich mit der Franz-Josefs-Bahn nach Wien fuhr.
Kein anderer Juli ist mir in so intensiver Erinnerung geblieben, wie eben dieser.
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