Im Frühling gab’s Studentenunruhen in Paris. In Wien kamen diese in sehr abgeschwächter Form an. Ich selbst hatte mit den Studentenunruhen gar nichts am Hut. Ich war viel zu sehr mit den interessanten Details des Studiums beschäftigt, die das Wesen des Elektromagnetismus aufhellen sollten.
Meine Erinnerung an die Korsika-Reise mit Günter waren sehr stark und ich beschloss, diese Reise im Alleingang zu wiederholen.
Ich kam bis Ajaccio, blieb dort einige Tage und fuhr weiter mit der Fähre nach Marseille und dann bis Paris. Ich wohnte dort am Stadtrand in einer Jugendherberge, die als Zeltstadt aufgebaut war. Die Stadt war ruhig. Kein Wunder, es waren ja Ferien. Die Baumstümpfe am Boulevard St. Michel zeugten von der Heftigkeit der Auseinandersetzungen.
Dann ging es weiter nach Osten. Ich erreichte in einem Tag Kehl am Rhein und übernachtete wieder in einer Jugendherberge und kam über den Bodensee und München nach Wien.
Meine Mutter vereinbarte für den August, dass ich ihre Jugendfreundin Toni (Antonie Pohanková) in Nýrsko im Böhmerwald in Tschechien besuchen sollte. Ich fuhr mit dem Zug in die abgelegene Kleinstadt und verbrachte etwa 14 Tage in ihrem Haus. Es sollten geschichtsträchtige 14 Tage werden, denn genau in diesen Tagen besetzten die Armeen der Warschauer Pakt-Staaten Tschechien, das unter Alexander Dubček einen Frühling voller Hoffnung erlebt hatte.
Ich erinnere mich, dass wir das Fernsehprogramm mit den Truppenbewegungen verfolgt haben bis schließlich die Wagen- und Panzerkolonnen auch durch diese kleine Stadt an der Grenze zu Deutschland rollten. Alle hatten Tränen in den Augen.
Die Heimfahrt erfolgte wieder mit dem Zug und ich hatte mir einiges an preiswertem Werkzeug mitgenommen, zum Beispiel einen kleinen Schraubstock, den ich heute noch verwende.
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